Das Marianne-Doell-Haus in Hamburg

Wie in  jedem Jahr haben wir auch 2022 das MDH unterstützt und auch 2022 erhielten wir den Jahresbrief, der wieder einmal zeigt, dass wir mit überschaubaren Mitteln nachhaltig Gutes tun können:

Liebe Frau Ptäsidentin Wendt, liebe Clubmitglieder,

nachdem ich – gefühlt wie immer – viel später als geplant mit dem Schreiben dieses Weihnachtsbriefes an Sie, liebe Fördererinnen und Förderer und liebe Spenderinnen und Spender des marianne-doell-hauses, begonnen hatte, fielen mir folgende Zeilen des österreichischen Schriftstellers Daniel Glattauer in die Hände:

„Für heuer ist es schon zu spät. Aber was halten Sie von der Idee, Weihnachten künftig um exakt einen Monat zu verschieben? Uns fallen nur Vorteile ein:

  1. Klimatisch. Der echte Winter beginnt ohnehin erst im neuen Jahr. Die Chancen auf weiße Weihnachten sind am 24. Jänner bedeutend größer.

  2. Wirtschaftlich. Doppelter Advent. Sieben lange Weihnachtseinkaufssamstage. (Kleiner Schönheitsfehler: zwei bis drei Monate Christkindlmärkte, aber da müssen wir durch.)

  3. Finanztechnisch: Geschenke in allen Preisklassen. Luxuseinkäufe bei großer Auswahl im Dezember. Winterschlussverkauf mit günstigen Last-Minute-Angeboten im Jänner.

  4. Stresstechnisch. Wir haben es offenbar in den Genen zu glauben, dass zu Weihnachten alles erledigt sein muss. Bis 24. Dezember geht sich das niemals aus. (Deshalb sind wir genau in der Verfassung, in der wir gerade sind.) 30 Tage mehr Zeit – und wir sängen erstmals wirklich entspannt Stille Nacht.

  5. Psychologisch. Nach den Weihnachtsfeierlichkeiten im Jänner erscheint bereits ein Frühlingslichtlein am Horizont. Nur noch zwei Monate bis Ostern! (Es sei denn, wir verschieben Ostern auf Mai.)“

Wie finden Sie diesen Vorschlag? Ist natürlich nicht ernst gemeint. Kommen wir also zu den Neuigkeiten aus dem marianne-doell-haus.

Personelle Veränderungen gab es im marianne-doell-haus in diesem Jahr erfreulich wenige. Die

ehrenamtliche Mitarbeiterin, die wir seit Herbst 2020 eingearbeitet haben, ist geblieben, so dass

wir uns sehr freuen, dass Frau Karin Stumme seit Januar 2021 unser Team bereichert. Sie war

lange in der Telefonseelsorge tätig und bringt damit wertvolle Voraussetzungen für die Arbeit mit unseren Bewohnerinnen mit.

Trotz weiterhin strenger Corona-Maßnahmen dürfen wir seit September wieder im Gruppenraum unsere monatlichen Gruppenessen durchführen, allerdings nur jeweils mit der Hälfte der Bewohnerinnen. Das freut uns sehr, da so wieder mehr soziales Miteinander möglich ist. Auch gelegentlichen Übernachtungsbesuch können wir unseren Bewohnerinnen wieder ermöglichen.

Durch eine Zuwendung des Spendenparlaments konnten wir unseren Gruppenraum und unser Büro modernisieren, die Arbeiten sind fast abgeschlossen und wir freuen uns zum Beispiel über die neue Küchenzeile sehr. Auch konnten wir drei Apartments und die Vorflure zu den Apartments durch eine Zuwendung des Bezirksamtes Altona renovieren lassen und damit für unsere Bewohnerinnen schöner gestalten.

Leider wird die Wohnungssuche wegen des Krieges und den dadurch zusätzlich nach Wohnraum suchenden Ukraine-Flüchtlingen immer schwieriger und die Obdachlosenzahlen steigen. Im vergangenen Jahr hatten wir mit 10 Auszügen eine normale Fluktuation im Hause. Davon gelang 7 Bewohnerinnen der Umzug in die eigene Mietwohnung, zwei Bewohnerinnen zogen zu Bekannten und eine Bewohnerin musste zurück in eine Notunterkunft.

Die durchschnittliche Verweildauer war mit 9 ½ Monaten unterdurchschnittlich, was im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass zwei Bewohnerinnen innerhalb von 3 bzw. 4 Monaten ihre eigene Wohnung fanden. Der Altersschnitt unserer aktuellen Bewohnerinnen ist mit 36 Jahren ungewöhnlich niedrig, und dass wir zwei Bewohnerinnen mit Kindern und eine schwangere Bewohnerin haben, ist auch besonders.

Dieses Jahr möchten wir Ihnen mal wieder das Schicksal einer unserer Bewohnerinnen, das uns sehr beeindruckt hat, beschreiben. Es handelt sich um eine sehr junge Frau mit einem Baby, die über die Straßensozialarbeit auf unsere Warteliste kam. Als wir sie dann zu einem Kennenlern-/Aufnahmegespräch einladen konnten, stellte sich heraus, dass sie und ihr wenige Monate altes Baby wegen unüberbrückbarer Differenzen bei den Eltern ausziehen mussten und seitdem auf der Straße oder bei Freunden wohnten. Auch die ihr zustehenden Sozialleistungen erhielt sie nicht, da sie entweder keine Anträge gestellt hatte oder Nachfragen dazu nicht erledigen konnte. Nachdem sie bei uns eingezogen war, konnte in kurzer Zeit vieles geklärt werden, so dass sie ein Dach über dem Kopf und Geld für Lebensmittel und Windeln hatte. Sie kümmert sich weiterhin rührend um ihr Baby und hat mit der Wohnungssuche begonnen, das freut uns sehr.

Obwohl wir – angesichts der Krisen um uns herum – manchmal am liebsten die Mütze über den Kopf ziehen würden, schenken Sie, liebe Spenderinnen und Spender, uns mit Ihrer nicht nachlassenden Spenden- und Hilfsbereitschaft die nötige Motivation, weiter zu machen und mit Optimismus nach vorne zu schauen. Dafür können wir Ihnen gar nicht genug danken…

Mit Ihrer Hilfe konnten die Vorhänge in allen 10 Apartments erneuert und neue Garderobenhaken angebracht werden, darüber haben sich die Bewohnerinnen sehr gefreut. Regelmäßige

finanzielle Zuwendungen für Personalkosten und die Parkkosten unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen machen unsere Arbeit erst möglich, so dass wir personell gut ausgestattet nach Lösungen mit und für unsere Bewohnerinnen suchen und diese auch finden können. Weihnachts- und Nikolaustüten für die Bewohnerinnen mit allerlei nützlichen und schönen Inhalten sowie Kaffee und Kekse für die Sprechstunden und Sachspenden für den täglichen Bedarf, wie Tee, Säfte, Süßigkeiten oder Obst, versüßen uns und unseren Bewohnerinnen im wahrsten Sinne den Alltag. Die Erfüllung von persönlichen Weihnachtswünschen ist für unsere Bewohnerinnen etwas ganz Besonderes. Sinnvoll bestückte Kulturtaschen wurden uns als Geburtstagsgeschenke für unsere Bewohnerinnen überlassen und sorgen für viel Freude. Auch über die Beteiligung an den Kosten für unsere Gruppenessen und die Gartengestaltung sind wir sehr dankbar. Durch den Verkauf von selbstgestrickten Socken ergab sich eine schöne Geldspende. So viele tolle Spenden…und diese Liste ist noch nicht vollständig, bitte bleiben Sie auch weiterhin an unserer Seite.

Obwohl es politisch in der Welt rauer geworden ist, möge uns das Prinzip Hoffnung weiterhin zur Seite stehen…Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben eine besinnliche und schöne Weihnachtszeit. Kommen Sie gut in ein gesundes, glückliches 2023!

Herzliche Grüße aus der Hospitalstraße,

 




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