Jahresbrief vom MDH

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Auch in diesem Jahr haben wir wieder Post vom MDH erhalten. Wir freuen uns, dass wir mit dieser nachahmenswerten Einrichtung freundschaftlich verbunden sind.

'Hamburg, im Dezember 2021

Liebe Frau Präsidentin Wendt, liebe Clubmitglieder,

während wir mit diesem Weihnachtsbrief beschäftigt sind, naht für die Christenheit das Fest der Feste schon mit schnellen Schritten. Und obwohl es ein verrücktes Jahr war – die Pandemie lässt uns nicht los – trifft jedermann Vorbereitungen, um Weihnachten auch dieses Jahr wieder zu etwas ganz Besonderem zu machen. Das ist schön und kann uns mit großer Freude erfüllen.

Nicht so schön ist, dass wir uns an Menschen gewöhnt haben, die eine Gesichtsmaske tragen, deren Gesicht schwer zu erkennen ist und an die Faust, mit der man sich begrüßt. Auch an Abstand voneinander – mindestens 1,50 Meter – statt Umarmung, Vertrautheit und Nähe mussten wir uns gewöhnen. Strenge Hygienekonzepte bestimmen seit März 2020 unseren Alltag und sind – angesichts der aktuellen Situation – so wichtig. Der Sprachgebrauch hat sich verändert, Wörter wie Hospitalisierungsrate, Inzidenz, Herdenimmunität und Omikron benutzen wir ganz selbstverständlich.

Aber jede Krise hat auch ihre Chance…und die Pandemie hat gezeigt, dass es viele Menschen gibt, die an mehr als nur an sich denken. Wir nehmen große Hilfsbereitschaft wahr und Zukunftsforscher sind optimistisch, dass sich die Gesellschaft zum Positiven verändert, und dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft sich verstärkt.

Nicht nur das Miteinander hat sich verändert, wie auch schon im Vorjahr, gab es im marianne-doell-haus viele personelle Veränderungen. Unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin, Frau Christina Ebel, hatte am Jahresanfang als Controllerin in der Geschäftsstelle der hoffnungsorte hamburg angefangen, wollte aber dennoch bei uns ehrenamtlich tätig bleiben. Dies war ihr aber letztendlich zeitlich nicht möglich, so dass sie leider seit Juli dieses Jahres nicht mehr bei uns im marianne-doell-haus tätig ist. Mitte Juni folgte die nächste Veränderung. Unsere langjährige Leitung, Frau Susanne Rohrmann, verabschiedete sich für zwei Jahre. Sie hat Hamburg verlassen, auf´s Land zu ziehen. Frau Andrea Mauritz – bislang als 450,00-Euro-Kraft tätig – übernahm ihre Stelle. Mitte August kam dann erfreulicherweise Frau Sabine Berktold als neue 450,00-Euro-Kraft hinzu. Unsere seit vielen, vielen Jahren tätigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Frau Irene Haarmeyer und Frau Jutta Heinrichs und Frau Ulrike Wulf, die letztes Jahr zu uns gestoßen ist, sind zu unserer großen Freude weiterhin an Bord. Um das Team insgesamt wieder zu komplettieren, sind wir gerade dabei, eine weitere ehrenamtliche Mitarbeiterin einzuarbeiten, so dass wir mit einer guten Besetzung ins neue Jahr starten können.

Personell dann gut aufgestellt haben wir viele neue Ideen für unsere Arbeit. So möchten wir im nächsten Jahr wieder verstärkt eine Betreuung für die Bewohnerinnen anbieten, die ausziehen und sich in ihrer neuen Wohnung noch etwas Begleitung wünschen. Dies war uns aufgrund der Personalsituation seit dem Beginn von Corona nur noch in Ausnahmefällen möglich. Eine unserer neuen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wird dann dabei helfen, dass sich die Bewohnerin in ihrer neuen Umgebung zurechtfindet. Bei Bedarf wird sie die Bewohnerin auch dabei unterstützen, im neuen Wohnumfeld Hilfsangebote zu finden oder neue Kontakte zu knüpfen.

Über eine kleine Begebenheit aus unserem Arbeitsalltag möchten wir hier berichten. Kürzlich rief ein Mitarbeiter des Sozialen Dienstes einer Psychiatrischen Klinik an und sagte, er suche einen „Hoffnungsort“ für seine Klientin, die in Kürze entlassen würde. Gerne hätten wir ihm spontan einen „Hoffnungsort“ (sprich: eine kurzfristige Wohnmöglichkeit) für seine Klientin angeboten, aber wir konnten leider nur mit einem Eintrag in unsere Warteliste dienen.

Aufgrund der steigenden Obdachlosenzahlen wird unsere Arbeit alles andere als überflüssig. Obdachlose Frauen sieht man selten auf der Straße, dort droht ihnen Gewalt. Sie schlafen bei Freunden und Bekannten, wandern von Sofa zu Sofa. Couchsurfing ist ein bekanntes Phänomen bei weiblichen Wohnungslosen und ein Grund, warum von verdeckter Obdachlosigkeit die Rede ist. Das Übernachten bei Bekannten schützt die Frauen zwar vor Übergriffen in der Öffentlichkeit, schafft aber neue Abhängigkeiten bis hin zur Prostitution. Und es existieren wenig Hilfsangebote für diese Frauen.

Nach einer eher schlechten Bilanz im Jahre 2020 war das Jahr 2021 für unsere Bewohnerinnen in Bezug auf die Wohnungssuche überaus erfolgreich. Die Zahl der Auszüge war mit 13 überdurchschnittlich, davon sind 10 Bewohnerinnen in ihre eigene Wohnung gezogen, zwei Bewohnerinnen haben in betreute Wohngruppen gewechselt und lediglich eine Bewohnerin hat uns mit unbekanntem Aufenthalt verlassen. Das freut uns sehr. Die Verweildauer war mit gut 12 Monaten in dem von uns vorgesehenen Rahmen.

Dass wir so gut durch ein weiteres, von der Pandemie geprägtes Jahr gekommen sind, verdanken wir im Besonderen Ihnen, unseren Spenderinnen und Spendern. Ihre Spenden haben uns im abgelaufenen Jahr geholfen, einen Hochleistungsluftreiniger für den Gruppenraum zu kaufen. Auch konnten zwei dringend notwendige Rechner für das Büro und den Gruppenraum erworben werden. Mit regelmäßigen finanziellen Zuwendungen für Personalkosten, Weihnachts- und Nikolaustüten für die Bewohnerinnen mit allerlei nützlichen und schönen Inhalten sowie Kaffee und Keksen für die Sprechstunden und nützlichen Spenden für den täglichen Bedarf wie Tee, Säfte, Süßigkeiten, Obst, Briefumschlägen usw. „helfen Sie uns zu helfen“. Sie erfüllen unseren Bewohnerinnen persönliche Weihnachtswünsche, beteiligen sich an einer Aufwandsentschädigung für die Parkkosten der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, bringen uns schöne Kleidung und Hausrat für die Bewohnerinnen und Spenden für unsere Gruppenessen im Café.

So konnten wir, da im Gruppenraum aufgrund der Coronamaßnahmen kein Gruppenessen mehr möglich war, mit unseren Bewohnerinnen drei Mal ins Café gehen. Diese Gruppenveranstaltungen sind sehr wichtig, um Kontakt und Kommunikation zwischen den oft relativ isoliert lebenden Bewohnerinnen zu fördern und ein Miteinander zu ermöglichen.

Ihre Spenden helfen uns so sehr, unsere Arbeit – obdachlose Frauen in ein festes Mietverhältnis zu bringen – in guter Weise fortzuführen. Vielen Dank, dass Sie auch in diesen schwierigen Zeiten an uns gedacht haben und uns so hilfreich zur Seite stehen. Wir wissen diese Verbundenheit sehr zu schätzen.

Wir wünschen Ihnen von ganzem Herzen ein frohes, besinnliches, liebevolles und mit schönen Momenten erfülltes Weihnachtsfest im Kreis der Menschen, die Ihnen wichtig sind.

Herzliche Grüße aus der Hospitalstraße'

 




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