Unser Ausflug zum Obsthof Matthies am 6.7. war ein voller Erfolg: insgesamt 21 Sorores aus den Clubs Hamburg, Hansestadt Hamburg, Pinneberg, Stade, Kiel-Baltica, Düsseldorf-Königsallee und Heidelberg vergnügten sich bei herrlichem Ausflugswetter im größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Nordeuropas mit 18 Millionen Obstbäumen.
Viele davon konnten wir auf der An- und Abfahrt sehen. Der Obsthof wird in der 4. Generation von der Familie Matthies bewirtschaftet, neben dem traditionellen Obstanbau gibt es einen Hofladen, ein Hof-Café, 12 Ferienwohnungen, Picknickplatz und einen Tagungs- und Eventbereich. Und natürlich Führungen mit dem Obsthof-Express, einer Trecker-Bahn – für uns von Chef persönlich.
Seit 1985 produziert der Betrieb integriert, d.h. im Einklang mit der Natur. Der integrierte Anbau beginnt mit dem Pflanzen der Obstbäume. Hier werden Obstunterlagen verwandt, die nicht so stark wachsen, damit die Bäume insgesamt kleiner bleiben. Die kleineren Bäume sind zwar nicht so ertragreich, aber sie haben viele Vorteile:
Die Früchte werden besser ernährt, da sie direkt an der Sonne sitzen und sich somit optimal entwickeln können.
Ernte, Schnitt und andere Pflegemaßnahmen lassen sich leichter ausführen.
Kleine Bäume trocknen nach einem Regenschauer wesentlich schneller ab, so dass möglichen Schadpilzen der Lebensraum entzogen wird.
Da die kleinen Bäume auch vom Wuchsverhalten schwächer sind, sind diese auch für tierische Schädlinge nicht so interessant, da die Schädlinge kräftig wachsende Jungtriebe vorziehen.
Bei der integrierten Produktion wird stark auf die Mithilfe der Natur gesetzt: über 200 Nistkästen wurden in den Plantagen aufgehängt, die überwiegend mit Meisen besetzt sind und somit die Schadinsekten erfolgreich minimieren. Bei der Mäusejagd unterstützen Greifvögel, Fischreiher, Füchse und eine Schar Katzen.
Um einen genauen Überblick darüber zu bekommen, ob die Bäume und Früchte auch gesund sind, werden in jeder Plantage Bäume markiert. Diese Bäume werden regelmäßig von einem Experten des Obstbauberatungszentrum Jork untersucht. Mit einem Klopftrichter werden Schädlinge und Nützlinge aufgefangen, und erst wenn die Nützlinge nicht mehr alleine die Schadinsekten vertilgen können, gibt es Unterstützung. Früher wurde nach der Blüte meistens ein Breitbandinsektizid eingesetzt. Dann hatte man ein Jahr Ruhe vor den Schädlingen aber auch die Nützlinge wurden mit minimiert. Im integrierten Anbau geht man nun ganz andere Wege. Auf den Blättern sitzen immer mehrere Generationen der Schädlinge (Eier, Junge, Geschlechtsreife und Alte). Würde man nun den Schädling einfach komplett bekämpfen, so hätten die Nützlinge keine Nahrung mehr und sie würden sich gegenseitig auffressen. Im nächsten Jahr hätte man dann noch wesentlich mehr Schädlinge. Hier wird deshalb nur eine Generation bekämpft. Nämlich die, die die nächsten Eier legen würden. So bleiben immer noch genug Junge und Alte als Futter für die Nützlinge übrig und die Bäume und Früchte werden nicht geschädigt. Der natürliche Kreislauf bleibt erhalten. Um so eine Maßnahme durchführen zu können, ist ein hohes Maß an Fachwissen nötig. Wird einen Tag zu früh behandelt, gehören die Schädlinge noch zu den Eiern, kommt man einen Tag zu spät, gehören Sie schon zu den „Rentnern“. Deshalb wurde das Obstbauberatungszentrum Jork mit der genauen Kontrolle der Plantagen beauftragt. Aber auch von staatlicher Seite erfolgen strenge Kontrollen.
Das deutsche Pflanzenschutzgesetz ist sehr streng und für den integrierten Obstbau gibt es nur eine ganz geringe Anzahl an zugelassenen Pflanzenschutzmitteln, deren Anwendung genauestens kontrolliert wird. Es werden in den Obstanlagen Boden-, Blatt- und Fruchtproben genommen. Die Früchte werden bei uns im Lager, bei der Genossenschaft, im Laden und auf dem Wochenmarkt untersucht. Ein Verstoß gegen das Pflanzenschutzgesetz würde das unweigerliche AUS für den Obstbaubetrieb bedeuten. Aber so können Kunden stets sicher sein, gesunde, vitaminreiche und wohlschmeckende Früchte aus dem kontrollierten, integrierten Obstanbau zu erwerben.
Herr Matthies informierte umfassend über die komplizierte Lagerung der verschiedenen Apfel-Sorten – jede braucht ihren eigenen hermetisch abgeschlossenes und temperaturkontollierten Lagerbereich – die Tücken des Wetters und den punktgenauen Beginn der Ernte. Und dazu noch die Komplikationen durch neue Gesetze, die über Jahrzehnte gewachsene Saisonarbeiterstrukturen zerstören. Allein von Obstanbau mit den vielfältigen Risiken kann so ein Betrieb heute nicht mehr überleben, weitere Standbeine sind notwendig – das hat dieser Obsthof sehr umsichtig umgesetzt.
Nach soviel vermitteltem Fachwissen wächst der Respekt vor Obstbauer und den wunderbaren Produkten, die im Hofladen erworben werden konnten. Und dann gab es Kaffee und Kuchen auf gute altländer Art: üppig, gemütlich und mit vielen interessanten Gesprächen, die sich nicht nur um das altländer Obst sondern auch clubübergreifend um soroptimistische Themen drehten. Ein wunderbarer Ausflug!